Der Deutsche Wetterdienst (DWD) liefert nicht nur den täglichen Wetterbericht, sondern auch die Zeit. Die sogenannten phänologischen Jahreszeiten orientieren sich statt am Kalender an bestimmten Kennarten, deren Blütezeit, Fruchtreife oder auch Laubfärbung die jeweiligen Phasen kennzeichnen.

Wie das funktioniert erläutert uns Bruno Liebenberg, studentische Hilfskraft am iDiv:

Wussten Sie, dass der Winter bereits vorbei ist? Der astronomische Winter dauert zwar noch etwa zwei Monate an, aber nach der Phänologie hat die Jahreszeit des Vorfrühlings begonnen, eingeläutet von der Blüte der Hasel. Außerdem sind bald die Blüte des Schneeglöckchens und der Sal-Weide zu beobachten. Die Beobachtungen dazu werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gemacht. Der 1952 gegründete Dienst ist für die Beobachtung und Überwachung von Wetter- und Klimaereignissen zuständig und gewährleistet so die Sicherheit der Verkehrswege, aber auch der allgemeinen Bevölkerung. Der DWD ist die zentrale Stelle für alle Wettermeldungen und Unwetterwarnungen in Deutschland und auch international tätig, zum Beispiel in der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Auch Forschung zum Klimawandel und zu der Phänologie der Pflanzen wird beim DWD betrieben.

So betreibt der DWD einen Phänologischen Garten im Wetterpark Offenbach. Teil dieses Gartens ist die Phänologische Uhr, wo an Pflanzen selbst veranschaulicht wird, in welcher Phase und Jahreszeit wir uns befinden. So beginnt momentan das Phänologische Jahr mit der Haselblüte und wird im November mit dem Blattfall der Stieleiche enden. Wobei es nicht jedes Jahr gleich ist. Wann die Hasel blüht, ist abhängig vom Ort und dem momentanen Wetter. Aber eben auch von Veränderungen im Klima. Fast alle Ereignisse haben sich die letzten Jahrzehnte über verschoben, vor allem ist aber der phänologische Winter betroffen.

Phänologische Uhr

 Abb. 1: Phänologische Uhr für 2023 (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Abb. 2: Phänologischer Garten im Wetterpark Offenbach

(Bild: Wikimedia-Commons-Nutzer diba, CC 2.0)

An der Uhr lässt sich ablesen, mit welchem Ereignis eine Jahreszeit beginnt, wann sie beginnt und wie viele Tage sie andauert. Dabei können es die Daten eines Jahres (innerer Ring) oder der durchschnittliche Wert über mehrere Jahre (äußerer Ring) sein. Der Vergleich zeigt, wie sich Klimaveränderungen auf die Entwicklung der Pflanzen auswirkt. So blühte die Hasel letztes Jahr fast einen Monat früher als im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte. Da auch der Blattfall der Stieleiche immer später stattfindet, wird der phänologische Winter immer kürzer. Dabei ist zu beachten, dass die hier gezeigte Phänologische Uhr den Durchschnitt aller Erfassungen in ganz Deutschland darstellt.

Phänologische Karte der Haselblüte

Haselblüte

Haselblüte

Abb. 2: Phänologische Karte (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Abb. 3: Haselblüte im Tiergarten (Foto: Bruno Liebenberg)

Dafür betreibt der DWD ein Beobachtungsnetz, bestehend aus Mitarbeiter*innen und Freiwilligen. Auf der Karte sind viele dieser Beobachtungsstellen zu sehen, die schon die Blüte der Hasel gemeldet haben. Die Ortsunterschiede sind gut zu erkennen, so gab es die ersten Beobachtungen bereits Ende Dezember, während hier in Berlin die Hasel seit etwa einer Woche blüht. Insgesamt gibt es etwa 1.200 ehrenamtliche Beobachter*innen, es werden jedoch noch mehr gesucht. Für Interessierte gibt es am Ende des Artikels die relevanten Links.

 

Neben dem Beobachtungsnetz gibt es seit 2018 eine Kooperation mit naturgucker.de, einer Webseite zur Erfassung verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Hier besteht die Möglichkeit, ähnlich wie bei Pflanze KlimaKultur! verschiedene Wachstumsphasen im Internet oder per App zu erfassen. Beim DWD ist die phänologische Erfassung Teil der WarnWetter-App. Hierfür ist die Vollversion der App benötigt, die einmalig 2,49 € kostet. Frei zugängliche ist die Erfassung über die naturgucker.de Webseite, entweder mit Login oder als Gast. Es werden sowohl Wildpflanzen & Obst als auch landwirtschaftliche Kulturen beobachtet. Der Fokus liegt auf den Arten, welche die phänologischen Jahreszeiten einläuten, jedoch können Meldungen über jegliche Arten und Wachstumsphasen gemacht werden.

Neben dem Blühbeginn können auch Phasen wie Blattentfaltung und Fruchtreife in der App erfasst werden. Wichtig bei der Erfassung ist, das Datum, den Ort und, wenn möglich, ein Foto des Merkmals beizufügen.

Nun ist die Meldung aufgegeben. Was aber geschieht weiterhin mit den Daten? Die Meldung sollte innerhalb kurzer Zeit auf der Seite „Pflanzenmeldungen“ zu sehen sein. Hier sind alle Meldungen in ganz Deutschland innerhalb des letzten Monats zu sehen.

Auch diese Daten sollen in die phänologischen Beobachtungen des DWD einfließen, in einigen Jahren zumindest. Denn noch ist die Erfassung von einigen Ungenauigkeiten begleitet. So werden am Wochenende mehr Beobachtungen gemacht, wenn mehr Menschen auf Spaziergängen und Wanderungen sind. Und die meisten Beobachtungen sind in bevölkerungsreichen Regionen. Doch bietet die App zum Beispiel den Vorteil, dass Pflanzenarten erfasst werden, die sonst nicht in den Beobachtungen vorkamen.

Der DWD freut sich also in jedem Fall über jede weitere Person, die Spaß an Phänologie hat und ihre Beobachtungen in der App oder über naturgucker.de teilt. Und über jede Person, die sich für die ehrenamtliche Beobachtung interessiert.

 

Screenshot DWDApp
  Abb 4: Screenshot der WarnWetter App (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Text: Bruno Liebenberg

Abbildungen: Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Wetterdienstes (s. Quellenvermerke)

Weitere Links

Phänologie bei naturgucker.de: https://www.naturgucker.info/vielfalt-studieren/naturguckermonitoring/phaenologie-mit-dwd

https://naturgucker.de/natur.dll/sZoLwVLAKkcsXnXdIHabd78ppzi/

Beobachtungen in der WarnWetter-App: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/pflanzenmeldungen/pflanzenmeldungen_node.html

Mehr zur Phänologischen Uhr: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/produkte/phaenouhr/phaenouhr.html

Mehr zur Phänologie beim DWD: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/produkte/produkte_node.html

Ehrenamtliche Beobachter*in für den DWD werden: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/daten_deutschland/beobachtersuche/phaenologische_beobachtungen.html

Im Januar haben wir Sie auf einen Rundgang durch den Botanischen Garten Berlin mitgenommen, um Ihnen einige winterliche phänologische Aspekte zu zeigen. Im Februar geht es weiter mit einem Bericht von Robin Pelzer, studentische Hilfskraft in Halle, über die aktuelle Phänologie im dortigen Botanischen Garten. Er zeigt Ihnen, was gerade im Garten austreibt, welche Pflanzen schon blühen, welche Pflanzen bereits Früchte bilden und ein paar phänologische Entwicklungen, bei denen man genau hinschauen muss, um die Veränderungen zu erkennen. Lassen Sie sich inspirieren, die Entwicklungsstadien in Ihrem eigenen Klimabeet und Garten zu suchen.

Auch wenn das Jahr noch jung ist und der überwiegende Teil der Pflanzenwelt noch in Winterruhe zu sein scheint, können auf den zweiten oder dritten Blick phänologische Frühlingsboten ausgemacht werden.

Austrieb

Von links nach rechts, oben nach unten: Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum)Kugelprimel (Primula denticulata), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Weißer Affodill (Asphodelus albus), Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris), Waldmeister (Galium odoratum)

Während einige Arten der Schneeglöckchen (Galanthus) bereits blühen, ist beim Märzenbecher, auch Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum) genannt, bislang nur der Austrieb mit beginnender Blattentfaltung zu sehen. Auch deren Schwesternart, die hier nicht gezeigte Sommer-Knotenblume, die im Gegensatz zum Märzenbecher mehrere Blüten pro Blütenstand ausbildet, treibt aus.

Neben den Zwiebelpflanzen, deren unterirdische Überdauerungsorgane nährstoffspeichernde verdickte Niederblätter sind, zeigen auch Rhizompflanzen ihr erstes Grün, wie z.B. die Kugelprimel (Primula denticulata), die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), der Weiße Affodill (Asphodelus albus), die Gemeine Akelei (Aquilegia vulgarissowie der Waldmeister (Galium odoratum). Die genannten Pflanzen haben im Gegensatz zu den Zwiebelpflanzen eine unterirdische verdickte Sprossachse als Überdauerungsorgan ausgebildet, welche auch als Rhizom bezeichnet werden kann.

Blüte

Von links nach rechts, oben nach unten: Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus), Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris)Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox), Beals Mahonie (Mahonia bealei)

Natürlich sollen im Frühjahr farbenfrohe Blüten nicht fehlen! Insbesondere die insektenbestäubten Blüten fallen dabei ins Auge. So präsentieren bereits der Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus), die Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris), die Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox) und die Beals Mahonie (Mahonia bealei) ihre Blüten den Insekten.

Winterling (Eranthis hyemalis)

Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)

Laubholz-Mistel (Viscum album)

Augenfällig sind die trichterförmigen Gebilde in der Blüte des Winterlings (Eranthis hyemalis), die gleichmäßig um die Staubblätter angeordnet sind. Dabei handelt sich um Nektarblätter, die sich evolutionär aus Kron- oder Staubblättern entwickelt haben und reichlich Nektar anbieten. Diese Form der Nektarblätter ist typisch für die Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), zu denen ebenso die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) geordnet wird. Auch sie lockt mit Nektarblättern, allerdings versteckt unter den glockig angeordneten Blütenhüllblättern. Eine weniger auffällige insektenbestäubte Pflanzenart ist die Laubholz-Mistel (Viscum album), deren Blüte auf dem Bild am Aufbrechen ist. Misteln (Viscum) sind verholzende Halbschmarotzerpflanzen – anstatt der Wurzeln verfügen die photosynthetisch aktiven Pflanzen über spezielle Organe, sogenannte Haustorien, mit deren Hilfe sie den Wasserstrom des Wirtsbaums anzapfen und dem Wirtsbaum Nährstoffe entziehen können. Da sie normalerweise auf Ästen in hohen Baumkronen zu finden sind, ist es eine Seltenheit, sie so nah betrachten zu können.

 Japanische Erle (Alnus japonica)

Links: Männliche Kätzchen, Rechts: Weibliche Blüte

Nootka-Scheinzypresse (Xanthocyparis nootkatensis)

Ein wenig schwerer machen es uns die windbestäubten Pflanzenarten. Während die blühenden männlichen Kätzchen der Japanischen Erle (Alnus japonica) gut sichtbar sind, muss bei den weiblichen Blüten genauer hingeschaut werden. Der Größenunterschied ist auf dem Bild sehr gut zu erkennen. Rötlich ragen dem weiblichen Blütenstand die Blütennarben heraus, um Pollen aufzufangen.

Wie alle Koniferen verlässt sich auch die Nootka-Scheinzypresse (Xanthocyparis nootkatensis) bei der Bestäubung auf den Wind. Das Bild zeigt die aufquellenden männlichen Blütenzapfen, die zahlreich an den Enden von Trieben zu finden sind.

Erste Fruchtbildung

Großblütiges Schneeglöckchen (Galanthus elwesii)

Es ist bekannt, dass Schneeglöckchen den Ruf haben, botanische Frühaufsteher im Jahr zu sein. Trotzdem hat es mich überrascht, fortgeschrittene Fruchtbildung an dem Großblütigen Schneeglöckchen (Galanthus elwesii) anzutreffen!


Die Unscheinbaren
Bei einem Besuch des Botanischen Gartens werden meist die größeren Pflanzen mit schönen Blüten und Blättern bewundert. Die kleinen pflanzlichen Bewohner des Botanischen Gartens haben es botanisch aber auch in sich!

Von links nach rechts, oben nach unten: Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata), Weiße Schlauchpflanze (Sarracenia leucophylla), Krebsschere (Stratiotes aloides), Kleine Wasserlinse (Lemna minor)

So entfaltet das Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata) im Januar die kleinen und unscheinbaren Sporenkapseln, wie auf dem Bild gut zu erkennen ist. Währenddessen fängt die Weiße Schlauchpflanze (Sarracenia leucophylla) im Moorbeet an, ihre Fallgrubenfallenblätter zu bilden.

Auch in der Beckenanlage beginnt die neue Vegetationsperiode! So zeigt die Krebsschere (Stratiotes aloides) unter Wasser neue Triebe. Diese werden im Laufe des Jahres mit den Blattspitzen die Wasseroberfläche durchbrechen und im Hebst zum Schutz vor dem Winter auf den Beckenboden zurücksinken.

Eine ähnliche Bewegung im Wasser zeigt die Kleine Wasserlinse (Lemna minor). Nach der Einlagerung von Stärke im Herbst sinkt die kleine Pflanze auf den Gewässergrund und treibt im Frühjahr wieder an die Wasseroberfläche.

Text und Fotos: Robin Pelzer

Viele denken beim Winter an eine Jahreszeit, in der alles, wenn nicht weiß, dann braun und grau ist. Das mag im Großen und Ganzen richtig sein, aber auch im Winter lassen sich Farbtupfen entdecken, die an den bevorstehenden Vorfrühling erinnern. Manche Früchte überdauern fast den ganzen Winter an den Zweigen, erste Winterblüher liefern Farbakzente und selbst Knospen können leuchtend rot daher kommen.

Zum Jahresbeginn nimmt Sie Wayne Schmitt an einem grauen Tag auf einen kleinen virtuellen Rundgang durch den Botanischen Garten Berlin mit.

Winterknospen und Austrieb

Winterknospen der Pfingstrose
Austrieb der Frühlings-Knotenblume Aronstab Blattentfaltung

Von links nach rechts, oben nach unten: Fremdartige Pfingstrose (Paeonia peregrina), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum), Orient-Aronstab (Arum orientale).

Einige Pflanzen ziehen sich im Winter komplett zurück (Geophyten), aber andere bleiben in dieser Zeit noch teilweise sichtbar (Hemikryptophyten). Zum Beispiel, die Fremdartige Pfingstrose (Paeonia peregrina) bildet im Herbst knallrote Winterknospen, die bis zur Frühlingswärme verbleiben.

Man findet jedoch bereits ausgetriebene Geophyten im Garten. Deren Spitzen stechen durch das Laub, wie das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) oder Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum). Andere haben sogar schon völlig entfaltete Blätter, wie dieser Aronstab (hier Arum orientale).

Immergrüne

Sadebaum Stechpalme

Sadebaum (Juniperus sabina)

Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium)

Manche Arten bleiben trotz der Kälte grün. Die meisten Koniferen (wie Kiefern, Tannen und Fichten), der Sadebaum (Juniperus sabina) und die Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium) sind gute Beispiele dafür. Diese Pflanzen können das ganze Jahr über einzelne Blätter oder Nadeln abwerfen, aber gleichzeitig wachsen neue wieder nach, und sie lassen nicht alles auf einmal abfallen wie laubwerfende Arten.

Seneszenz

Zwergmispel Griffel-Rose
Sand-Lotwurz Schliff

Von links nach rechts, oben nach unten: Wards Zwergmispel (Cotoneaster wardii), Griffel-Rose (Rosa stylosa), Sand-Lotwurz (Onosma arenaria), Schilf (Phragmites australis).

Obwohl Ward's Zwergmispel (Cotoneaster wardii) teilweise immergrün ist, verfärben sich im Laufe der Zeit dennoch einige Blätter, welche mit hohem Kontrast zu den grünen Blättern einen schönen Eindruck erzeugen. Andere Pflanzen behalten ihr Laub einfach länger, wie beispielsweise die abgebildete Griffel-Rose (Rosa stylosa), bei der man noch ein paar gelbe und grüne Blättchen finden kann.

Aber nicht alles was braun ist, ist gleich hässlich. Die Sand-Lotwurz (Onosma arenaria) hat eine schöne fusselige Textur der alten Blütenstände und ist in Deutschland als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. An einem Teich kann man eine kurze Pause machen und dem Geräusch des bewegten Schilfs (Phragmites australis) in der Brise lauschen.

Früchte

Schneeball Sanddorn

Birkenblättriger Schneeballs (Viburnum betulifolium)

Gemeiner Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

Bis zum Frühling überdauern Früchte an diversen Sträuchern und Bäumen. Die roten bzw. orangefarbenen Steinfrüchte des Birkenblättrigen Schneeballs (Viburnum betulifolium) und des Gemeinen Sanddorns (Hippophae rhamnoides) leuchten vor den dunklen Hintergründen und bieten verschiedenen Vögeln eine Futterquelle.

Blüten

Zu guter Letzt gibt es im Januar auch blühende Pflanzen im Botanischen Garten. Manche sind Nachblüten vom letzten Jahr, andere fangen im Gegenteil jetzt erst an zu blühen. Sowohl die krautigen Pflanzen als auch die Gehölze bringen viel Farbe in den Garten.

Christrose Hohe Schlüsselblume
Echte Schlüsselblume Stängellose Schlüsselblume
Gelbe Skabiose Armenische Ehrenpreis
Schneeheide Vielblütige Heide

Von links nach rechts, oben nach unten: Christrose (Helleborus niger), Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), Echte Schlüsselblume (Primula veris), Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca), Armenischer Ehrenpreis (Veronica armena), Schneeheide (Erica carnea) und die Vielblütige Heide (Erica multiflora).

Die Blüten der krautigen Pflanzen sind in dieser Jahreszeit seltener als im Sommer, aber man findet jedoch etwas hier im Botanischen Garten. Die Christrose (Helleborus niger) entwickelt jetzt Blütenknospen die durch das Laub wachsen. An unterschiedlichen Stellen blühen verschiedene Primeln wie die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) und die Echte Schlüsselblume (Primula veris) im Arzneigarten und die Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris) in der Pflanzengeographie an der Grenze zwischen Europa und Kleinasien. Die Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) blüht auch immer noch nach, eine gefährdete Art in Deutschland. Vielleicht sehen Sie hier die Ähnlichkeiten der Blütenform mit unserer Projektart, der Duft-Skabiose (Scabiosa canescens), die mit ihr verwandt ist. Obwohl der Armenische Ehrenpreis (Veronica armena) auf mehreren Webseiten als frühjahrs- oder frühsommersblühend gelistet ist, sehen wir im Garten, dass einige Pflanzen vom Skript abweichen. Mit einem Namen wie Schneeheide (Erica carnea) ergibt es ja Sinn, dass man diese Pflanzen an mehreren Stellen im Garten in dieser Jahreszeit blühend findet. Auch die verwandte Vielblütige Heide (Erica multiflora), deren Blütezeit stark vom Niederschlag geprägt ist, blüht an einem Ort im Garten.

Europäischer Stechginster Winter-Jasmin
Duftender Schneeball Haselnussstrauch

Von links nach rechts, oben nach unten: Europäischer Stechginster (Ulex europaeus), Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum), Duftender Schneeball (Viburnum farreri), Haselnussstrauch (Corylus avellana).

Bei den Gehölzen findet man gerade im Garten die gelbe Blüte des Europäischen Stechginsters (Ulex europaeus) und des Winter-Jasmins (Jasminum nudiflorum) gerade im Garten. Der Duftende Schneeball (Viburnum farreri) ist oft eines der ersten Gehölze, die im Garten blühen. Der Haselnussstrauch (Corylus avellana) hat bereits männliche Blütenstände entwickelt, an manchen Exemplaren sind diese sogar schon geöffnet und entlassen ihre Pollen in den Wind - Allergiker werden das bereits merken.

Text und Fotos: Wayne Schmitt

Weihnachtskarte

Es ist schon wieder soweit, unsere Pflanzen sind (oder waren es zumindest) von Schnee bedeckt und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen und Ihnen fröhliche Weihnachtsgrüße zukommen lassen.

Zudem bedanken wir uns für das großartige Jahr 2023, in dem wir gemeinsam über 200 Klimabeete in und um Berlin, Halle, Jena und Leipzig beobachtet, Dialoge und Veranstaltungen begleitet und gemeinsam Utopien zur Klimaresilienz und Biodiversität unserer Städte entwickelt haben. Zusammen haben wir (Stand 30.11.23) 956 Blühereignisse aufgenommen! Der Eibisch blühte zuerst in Berlin, die Goldrute in Halle und die Skabiose in Leipzig. Keine unserer Projektarten blühte zuerst in Jena, aber hier hatte die Tulpe in einem Klimabeet den spätesten Blühbeginn. Wir freuen uns sehr über die Fortschritte in unserem Projekt und sind schon freudig gespannt darauf, im kommenden Jahr die Ergebnisse auszuwerten und zu präsentieren. 

Mit dem Beginn des Jahres 2024 läuten wir das letzte Jahr unseres gemeinsamen Projektes ein. Wir freuen uns also auf eine letzte Runde der Pflanzenbeobachtung und der gemeinsamen Veranstaltungen. Allem voran möchten wir Sie alle zu unserer großen Abschlussveranstaltung im Botanischen Garten Berlin am 20.04.24 einladen. Dort möchten wir gerne mit Teilnehmer*innen aus allen Projektstädten das erfolgreiche Projekt feiern, Ergebnisse präsentieren und überlegen, wie es weitergehen kann.

Bis dahin wünschen wir Ihnen und Ihren Liebsten weiterhin eine schöne Adventszeit, ein wunderbares Weihnachtsfest und dann einen großartigen Start in das neue Jahr.

 

Es ist schon eine Weile her, dass wir uns zu einem weiteren Bürger*innendialog in Berlin zusammengefunden haben. Am 25. August 2023, einem Tag mit heißen Temperaturen, die wir uns jetzt im Winter kaum vorstellen können, diskutierten wir mit Sandra Naumann (Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt) und Gabriele Pütz (gruppe F und Sachverständigenbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege) den aktuellen Planungsstand der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt.

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In einem interaktiven Format haben wir uns dabei besonders mit drei Aspekten der Strategie auseinandergesetzt:

Private/halböffentliche Grünflächen, Gebäude als Lebensraum und Lebensqualität. Zu allen drei Aspekten wurde zunächst der aktuelle Stand der Strategie vorgestellt. Dieser wurde dann jeweils anhand von drei Leitfragen diskutiert. Diese lauten: 

  • Welche Maßnahmen sind besonders gut und welche fehlen noch?
  • Wie könnten Bürger*innen bei der Umsetzung der Ziele mitwirken?
  • Was ist notwendig, um ein bürgerliches / gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen?

Die angeregten Diskussionen haben viele interessante Ideen hervorgebracht. Diese haben wir (in digitaler Form) direkt im Anschluss an Sandra Naumann und Gabriele Pütz übergeben, damit diese für die weitere Erarbeitung und Finalisierung der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt genutzt werden können.

Wir sind nun dabei, das Gesagte wissenschaftlich auszuwerten und zu analysieren. Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne unsere ersten, vorläufigen Ergebnisse dazu präsentieren.

Für diese Auswertung verwendeten wir eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring und haben dabei induktive Kategorien gebildet. Das heißt, wir haben uns während der Analyse überlegt, in welche Themencluster wir das Gesagte zusammenfassen können, und sind nicht mit im Vorhinein überlegten Kategorien in die Analyse gegangen.

1. Welche Maßnahmen sind besonders gut und welche fehlen noch?

Bei der ersten Frage wurden besonders oft Vorschläge gemacht und Aspekte genannt, wie sich um die vier Themen Artenschutz, Begrünung, Förderung von Habitaten und einheimische & wilde Pflanzen drehen: 

Beim Thema Artenschutz ging es vor allem um den Schutz von schon bestehenden Arten. Dabei wurde hervorgehoben, dass nicht nur „die schönen“ Arten geschützt werden sollten. Frei nach dem Motto „Nicht nur Bienen sind toll!“. Zudem wurden hier Aspekte wie die „Prämierung von besonders Artenreichen Gärten“ oder die „verpflichtende Verwendung von Vogelschutzglas/-folie“ vorgeschlagen. 

Unter der Kategorie Begrünung haben wir Ideen wie „mehr wilde Flächen für Alle“, „Entsiegelung von öffentlichen Plätzen“ und „Unkomplizierte Förderung von Dach-/Fassadenbegrünung/ Nisthilfen“ zusammengefasst. Diese Kategorie kam besonders häufig bei der Diskussion rund um Lebensqualität zur Sprache. Daraus lässt sich folgern, wie wichtig grüne und naturnahe Räume für unsere Lebensqualität sind. 

Unter dem Begriff Habitat-Förderung haben wir Vorschläge zusammengefasst, die Habitate für verschiedene Arten fördern und sich damit qualitativ nochmal etwas von der Kategorie Artenschutz abgrenzen. Hier wurden Ideen wie „Konnektivität fördern von abgezäunten Innenhöfen (z.B. als Igeltunnel)“ oder „Animal Aided Design bei Neubauten und Restauration verpflichtend machen“ genannt.

Bei der Kategorie der einheimischen & wilden Pflanzen ging es besonders um den Schutz dieser und die Frage, welche Maßnahmen nötig sind, um einen weiteren Rückgang oder gar Verlust dieser zu verhindern. Hier wurden Ideen wie „Wildpflanzen Beratung für Bürger / Hausverwaltung“ oder „Förderprogramm "Lebendige Ausstellung" -> Akzeptanz von Wildsorten durch Kunst & Aufklärung“ vorgeschlagen.

Grafik Frage 1.1 Grafik Frage 1.2 Grafik Frage 1.3

Beispielhafte Ergebnisse des Dialogs.

2. Wie könnten Bürger*innen bei der Umsetzung der Ziele mitwirken?

Bei der zweiten Frage wurden vor allem Aspekte in den Bereichen Sichtbarkeit/ Wichtigkeit aufzeigen, Patenschaften zu übernehmen, ‘Ein Beispiel sein’, Bildungsprojekte zu unterstützen und Druck auf Verantwortliche aufzubauen genannt (Beispiele für Zitate sind in der Grafik zu sehen).  Interessanterweise wurden fast nur Aspekte und Ideen genannt, die neben den Anstrengungen des Senats passieren könnten bzw. diesen eventuell als Gegenspieler verstehen, gegen den ‚Druck aufgebaut‘ werden sollte. Basierend auf dieser Erkenntnis lässt sich die Hypothese aufstellen, dass sich die teilnehmenden Bürger*innen vielleicht als ‚Opposition‘ und nicht eher als ‚Komplizen‘ der städtischen Verantwortlichen sehen.

Grafik Frage 2

Wie könnten Bürger*innen bei der Umsetzung der Ziele mitwirken? Kategorien der genannten Ideen mit jeweils zwei Beispielen.

3. Was ist notwendig, um ein bürgerliches / gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen?

Anhand der dritten Frage haben wir dann abschließend diskutiert, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsste, um weiteres Engagement zu ermöglichen. Dabei wurden bei vielen Diskussionen unter anderem Wünsche nach aktiver Beratung, Vernetzung, Ressourcen (finanziell und Personal), Bürokratieabbau sowie Mitsprachemöglichkeiten laut (Mehr Kategorien sind in der Grafik zu finden). Es gibt also viele Ideen, wie ein weiteres und gewinnbringendes Engagement aussehen kann.

Grafik Frage 3

Was ist notwendig, um ein bürgerliches / gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen? Kategorien der gemachten Ideen. Die verschiedenen Farben zeigen, in Bezug auf welchen diskutierten Aspekt (Private/halböffentliche Grünflächen, Gebäude als Lebensraum, Lebensqualität) die Vorschläge gemacht wurden. Überschneidungen bedeuten, dass Vorschläge dieser Kategorien in Bezug zu mehreren Aspekten gemacht wurden.

Da dies nur vorläufige Ergebnisse sind, sind wir nun weiter dabei, die Ergebnisse und das Gesagte auszuwerten. Wir freuen uns dabei sehr über Ihre Rückmeldung. Was denken Sie zu den bisherigen Ergebnissen und Erkenntnissen?  Schreiben Sie uns gerne (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)! Dieser Bericht steht übrigens als Download zur Verfügung.

 

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BMBF 252x200
Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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