Viele denken beim Winter an eine Jahreszeit, in der alles, wenn nicht weiß, dann braun und grau ist. Das mag im Großen und Ganzen richtig sein, aber auch im Winter lassen sich Farbtupfen entdecken, die an den bevorstehenden Vorfrühling erinnern. Manche Früchte überdauern fast den ganzen Winter an den Zweigen, erste Winterblüher liefern Farbakzente und selbst Knospen können leuchtend rot daher kommen.

Zum Jahresbeginn nimmt Sie Wayne Schmitt an einem grauen Tag auf einen kleinen virtuellen Rundgang durch den Botanischen Garten Berlin mit.

Winterknospen und Austrieb

Winterknospen der Pfingstrose
Austrieb der Frühlings-Knotenblume Aronstab Blattentfaltung

Von links nach rechts, oben nach unten: Fremdartige Pfingstrose (Paeonia peregrina), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum), Orient-Aronstab (Arum orientale).

Einige Pflanzen ziehen sich im Winter komplett zurück (Geophyten), aber andere bleiben in dieser Zeit noch teilweise sichtbar (Hemikryptophyten). Zum Beispiel, die Fremdartige Pfingstrose (Paeonia peregrina) bildet im Herbst knallrote Winterknospen, die bis zur Frühlingswärme verbleiben.

Man findet jedoch bereits ausgetriebene Geophyten im Garten. Deren Spitzen stechen durch das Laub, wie das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) oder Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum). Andere haben sogar schon völlig entfaltete Blätter, wie dieser Aronstab (hier Arum orientale).

Immergrüne

Sadebaum Stechpalme

Sadebaum (Juniperus sabina)

Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium)

Manche Arten bleiben trotz der Kälte grün. Die meisten Koniferen (wie Kiefern, Tannen und Fichten), der Sadebaum (Juniperus sabina) und die Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium) sind gute Beispiele dafür. Diese Pflanzen können das ganze Jahr über einzelne Blätter oder Nadeln abwerfen, aber gleichzeitig wachsen neue wieder nach, und sie lassen nicht alles auf einmal abfallen wie laubwerfende Arten.

Seneszenz

Zwergmispel Griffel-Rose
Sand-Lotwurz Schliff

Von links nach rechts, oben nach unten: Wards Zwergmispel (Cotoneaster wardii), Griffel-Rose (Rosa stylosa), Sand-Lotwurz (Onosma arenaria), Schilf (Phragmites australis).

Obwohl Ward's Zwergmispel (Cotoneaster wardii) teilweise immergrün ist, verfärben sich im Laufe der Zeit dennoch einige Blätter, welche mit hohem Kontrast zu den grünen Blättern einen schönen Eindruck erzeugen. Andere Pflanzen behalten ihr Laub einfach länger, wie beispielsweise die abgebildete Griffel-Rose (Rosa stylosa), bei der man noch ein paar gelbe und grüne Blättchen finden kann.

Aber nicht alles was braun ist, ist gleich hässlich. Die Sand-Lotwurz (Onosma arenaria) hat eine schöne fusselige Textur der alten Blütenstände und ist in Deutschland als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. An einem Teich kann man eine kurze Pause machen und dem Geräusch des bewegten Schilfs (Phragmites australis) in der Brise lauschen.

Früchte

Schneeball Sanddorn

Birkenblättriger Schneeballs (Viburnum betulifolium)

Gemeiner Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

Bis zum Frühling überdauern Früchte an diversen Sträuchern und Bäumen. Die roten bzw. orangefarbenen Steinfrüchte des Birkenblättrigen Schneeballs (Viburnum betulifolium) und des Gemeinen Sanddorns (Hippophae rhamnoides) leuchten vor den dunklen Hintergründen und bieten verschiedenen Vögeln eine Futterquelle.

Blüten

Zu guter Letzt gibt es im Januar auch blühende Pflanzen im Botanischen Garten. Manche sind Nachblüten vom letzten Jahr, andere fangen im Gegenteil jetzt erst an zu blühen. Sowohl die krautigen Pflanzen als auch die Gehölze bringen viel Farbe in den Garten.

Christrose Hohe Schlüsselblume
Echte Schlüsselblume Stängellose Schlüsselblume
Gelbe Skabiose Armenische Ehrenpreis
Schneeheide Vielblütige Heide

Von links nach rechts, oben nach unten: Christrose (Helleborus niger), Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), Echte Schlüsselblume (Primula veris), Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca), Armenischer Ehrenpreis (Veronica armena), Schneeheide (Erica carnea) und die Vielblütige Heide (Erica multiflora).

Die Blüten der krautigen Pflanzen sind in dieser Jahreszeit seltener als im Sommer, aber man findet jedoch etwas hier im Botanischen Garten. Die Christrose (Helleborus niger) entwickelt jetzt Blütenknospen die durch das Laub wachsen. An unterschiedlichen Stellen blühen verschiedene Primeln wie die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) und die Echte Schlüsselblume (Primula veris) im Arzneigarten und die Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris) in der Pflanzengeographie an der Grenze zwischen Europa und Kleinasien. Die Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) blüht auch immer noch nach, eine gefährdete Art in Deutschland. Vielleicht sehen Sie hier die Ähnlichkeiten der Blütenform mit unserer Projektart, der Duft-Skabiose (Scabiosa canescens), die mit ihr verwandt ist. Obwohl der Armenische Ehrenpreis (Veronica armena) auf mehreren Webseiten als frühjahrs- oder frühsommersblühend gelistet ist, sehen wir im Garten, dass einige Pflanzen vom Skript abweichen. Mit einem Namen wie Schneeheide (Erica carnea) ergibt es ja Sinn, dass man diese Pflanzen an mehreren Stellen im Garten in dieser Jahreszeit blühend findet. Auch die verwandte Vielblütige Heide (Erica multiflora), deren Blütezeit stark vom Niederschlag geprägt ist, blüht an einem Ort im Garten.

Europäischer Stechginster Winter-Jasmin
Duftender Schneeball Haselnussstrauch

Von links nach rechts, oben nach unten: Europäischer Stechginster (Ulex europaeus), Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum), Duftender Schneeball (Viburnum farreri), Haselnussstrauch (Corylus avellana).

Bei den Gehölzen findet man gerade im Garten die gelbe Blüte des Europäischen Stechginsters (Ulex europaeus) und des Winter-Jasmins (Jasminum nudiflorum) gerade im Garten. Der Duftende Schneeball (Viburnum farreri) ist oft eines der ersten Gehölze, die im Garten blühen. Der Haselnussstrauch (Corylus avellana) hat bereits männliche Blütenstände entwickelt, an manchen Exemplaren sind diese sogar schon geöffnet und entlassen ihre Pollen in den Wind - Allergiker werden das bereits merken.

Text und Fotos: Wayne Schmitt

Weihnachtskarte

Es ist schon wieder soweit, unsere Pflanzen sind (oder waren es zumindest) von Schnee bedeckt und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen und Ihnen fröhliche Weihnachtsgrüße zukommen lassen.

Zudem bedanken wir uns für das großartige Jahr 2023, in dem wir gemeinsam über 200 Klimabeete in und um Berlin, Halle, Jena und Leipzig beobachtet, Dialoge und Veranstaltungen begleitet und gemeinsam Utopien zur Klimaresilienz und Biodiversität unserer Städte entwickelt haben. Zusammen haben wir (Stand 30.11.23) 956 Blühereignisse aufgenommen! Der Eibisch blühte zuerst in Berlin, die Goldrute in Halle und die Skabiose in Leipzig. Keine unserer Projektarten blühte zuerst in Jena, aber hier hatte die Tulpe in einem Klimabeet den spätesten Blühbeginn. Wir freuen uns sehr über die Fortschritte in unserem Projekt und sind schon freudig gespannt darauf, im kommenden Jahr die Ergebnisse auszuwerten und zu präsentieren. 

Mit dem Beginn des Jahres 2024 läuten wir das letzte Jahr unseres gemeinsamen Projektes ein. Wir freuen uns also auf eine letzte Runde der Pflanzenbeobachtung und der gemeinsamen Veranstaltungen. Allem voran möchten wir Sie alle zu unserer großen Abschlussveranstaltung im Botanischen Garten Berlin am 20.04.24 einladen. Dort möchten wir gerne mit Teilnehmer*innen aus allen Projektstädten das erfolgreiche Projekt feiern, Ergebnisse präsentieren und überlegen, wie es weitergehen kann.

Bis dahin wünschen wir Ihnen und Ihren Liebsten weiterhin eine schöne Adventszeit, ein wunderbares Weihnachtsfest und dann einen großartigen Start in das neue Jahr.

 

Es ist schon eine Weile her, dass wir uns zu einem weiteren Bürger*innendialog in Berlin zusammengefunden haben. Am 25. August 2023, einem Tag mit heißen Temperaturen, die wir uns jetzt im Winter kaum vorstellen können, diskutierten wir mit Sandra Naumann (Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt) und Gabriele Pütz (gruppe F und Sachverständigenbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege) den aktuellen Planungsstand der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt.

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In einem interaktiven Format haben wir uns dabei besonders mit drei Aspekten der Strategie auseinandergesetzt:

Private/halböffentliche Grünflächen, Gebäude als Lebensraum und Lebensqualität. Zu allen drei Aspekten wurde zunächst der aktuelle Stand der Strategie vorgestellt. Dieser wurde dann jeweils anhand von drei Leitfragen diskutiert. Diese lauten: 

  • Welche Maßnahmen sind besonders gut und welche fehlen noch?
  • Wie könnten Bürger*innen bei der Umsetzung der Ziele mitwirken?
  • Was ist notwendig, um ein bürgerliches / gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen?

Die angeregten Diskussionen haben viele interessante Ideen hervorgebracht. Diese haben wir (in digitaler Form) direkt im Anschluss an Sandra Naumann und Gabriele Pütz übergeben, damit diese für die weitere Erarbeitung und Finalisierung der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt genutzt werden können.

Wir sind nun dabei, das Gesagte wissenschaftlich auszuwerten und zu analysieren. Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne unsere ersten, vorläufigen Ergebnisse dazu präsentieren.

Für diese Auswertung verwendeten wir eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring und haben dabei induktive Kategorien gebildet. Das heißt, wir haben uns während der Analyse überlegt, in welche Themencluster wir das Gesagte zusammenfassen können, und sind nicht mit im Vorhinein überlegten Kategorien in die Analyse gegangen.

1. Welche Maßnahmen sind besonders gut und welche fehlen noch?

Bei der ersten Frage wurden besonders oft Vorschläge gemacht und Aspekte genannt, wie sich um die vier Themen Artenschutz, Begrünung, Förderung von Habitaten und einheimische & wilde Pflanzen drehen: 

Beim Thema Artenschutz ging es vor allem um den Schutz von schon bestehenden Arten. Dabei wurde hervorgehoben, dass nicht nur „die schönen“ Arten geschützt werden sollten. Frei nach dem Motto „Nicht nur Bienen sind toll!“. Zudem wurden hier Aspekte wie die „Prämierung von besonders Artenreichen Gärten“ oder die „verpflichtende Verwendung von Vogelschutzglas/-folie“ vorgeschlagen. 

Unter der Kategorie Begrünung haben wir Ideen wie „mehr wilde Flächen für Alle“, „Entsiegelung von öffentlichen Plätzen“ und „Unkomplizierte Förderung von Dach-/Fassadenbegrünung/ Nisthilfen“ zusammengefasst. Diese Kategorie kam besonders häufig bei der Diskussion rund um Lebensqualität zur Sprache. Daraus lässt sich folgern, wie wichtig grüne und naturnahe Räume für unsere Lebensqualität sind. 

Unter dem Begriff Habitat-Förderung haben wir Vorschläge zusammengefasst, die Habitate für verschiedene Arten fördern und sich damit qualitativ nochmal etwas von der Kategorie Artenschutz abgrenzen. Hier wurden Ideen wie „Konnektivität fördern von abgezäunten Innenhöfen (z.B. als Igeltunnel)“ oder „Animal Aided Design bei Neubauten und Restauration verpflichtend machen“ genannt.

Bei der Kategorie der einheimischen & wilden Pflanzen ging es besonders um den Schutz dieser und die Frage, welche Maßnahmen nötig sind, um einen weiteren Rückgang oder gar Verlust dieser zu verhindern. Hier wurden Ideen wie „Wildpflanzen Beratung für Bürger / Hausverwaltung“ oder „Förderprogramm "Lebendige Ausstellung" -> Akzeptanz von Wildsorten durch Kunst & Aufklärung“ vorgeschlagen.

Grafik Frage 1.1 Grafik Frage 1.2 Grafik Frage 1.3

Beispielhafte Ergebnisse des Dialogs.

2. Wie könnten Bürger*innen bei der Umsetzung der Ziele mitwirken?

Bei der zweiten Frage wurden vor allem Aspekte in den Bereichen Sichtbarkeit/ Wichtigkeit aufzeigen, Patenschaften zu übernehmen, ‘Ein Beispiel sein’, Bildungsprojekte zu unterstützen und Druck auf Verantwortliche aufzubauen genannt (Beispiele für Zitate sind in der Grafik zu sehen).  Interessanterweise wurden fast nur Aspekte und Ideen genannt, die neben den Anstrengungen des Senats passieren könnten bzw. diesen eventuell als Gegenspieler verstehen, gegen den ‚Druck aufgebaut‘ werden sollte. Basierend auf dieser Erkenntnis lässt sich die Hypothese aufstellen, dass sich die teilnehmenden Bürger*innen vielleicht als ‚Opposition‘ und nicht eher als ‚Komplizen‘ der städtischen Verantwortlichen sehen.

Grafik Frage 2

Wie könnten Bürger*innen bei der Umsetzung der Ziele mitwirken? Kategorien der genannten Ideen mit jeweils zwei Beispielen.

3. Was ist notwendig, um ein bürgerliches / gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen?

Anhand der dritten Frage haben wir dann abschließend diskutiert, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsste, um weiteres Engagement zu ermöglichen. Dabei wurden bei vielen Diskussionen unter anderem Wünsche nach aktiver Beratung, Vernetzung, Ressourcen (finanziell und Personal), Bürokratieabbau sowie Mitsprachemöglichkeiten laut (Mehr Kategorien sind in der Grafik zu finden). Es gibt also viele Ideen, wie ein weiteres und gewinnbringendes Engagement aussehen kann.

Grafik Frage 3

Was ist notwendig, um ein bürgerliches / gesellschaftliches Engagement zu ermöglichen? Kategorien der gemachten Ideen. Die verschiedenen Farben zeigen, in Bezug auf welchen diskutierten Aspekt (Private/halböffentliche Grünflächen, Gebäude als Lebensraum, Lebensqualität) die Vorschläge gemacht wurden. Überschneidungen bedeuten, dass Vorschläge dieser Kategorien in Bezug zu mehreren Aspekten gemacht wurden.

Da dies nur vorläufige Ergebnisse sind, sind wir nun weiter dabei, die Ergebnisse und das Gesagte auszuwerten. Wir freuen uns dabei sehr über Ihre Rückmeldung. Was denken Sie zu den bisherigen Ergebnissen und Erkenntnissen?  Schreiben Sie uns gerne (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)! Dieser Bericht steht übrigens als Download zur Verfügung.

 

Gerade ist der erste Schnee wieder geschmolzen und schon ist es Zeit auf die Frühjahrsblüher zu achten, die meist schon im Dezember ihre ersten grünen Spitzen zeigen, im Falle des Winterlings sind sogar erste Knospen oder Blüten möglich. Falls in Ihrem Garten auch Schneeglöckchen oder Frühlingsknotenblume zu Hause sind, haben Sie vielleicht bereits deren erste Triebe entdeckt.

Allein aufgrund niedrigeren Temperaturen in diesem Spätherbst, teilweise sogar mit Schneedecke, ist die Wilde Tulpe im Botanischen Garten Berlin in diesem Jahr später dran als 2022, da war der erste Trieb schon am 11. November zu sehen. 11 Tage später erschien das erste Grün in Leipzig, gefolgt von Halle am 27. November und Jena am 30. November. Bis Ende 2022 hatten bereits 30 Teilnehmer*innen Triebspitzen der Tulpen beobachtet (Abb. 1). In dieser Saison wurden uns bis Ende November 2023 noch keine Austriebe gemeldet. Ganz aktuell, am heutigen Vormittag erst entdeckt: eine erste winzige Triebspitze im Berliner Modellbeet.

Der Winterling lies sich 2022 fast einen Monat länger Zeit, dafür erschienen Blatt und Blütenknospen fast gleichzeitig. Bis zum Jahreswechsel gab es immerhin in acht Klimabeeten einen Austrieb zu verzeichnen. Den Startschuss meldete Leipzig am 8. Dezember, über die Feiertage trieb der erste Winterling in Halle am 24. Dezember aus, in Berlin erschienen die ersten Pflänzchen am 2. Weihnachtstag, in Jena kamen diese erst am 2. Januar hinzu. So waren wir in diesem Jahr überrascht, als wir bereits am 22. November im Botanischen Garten Berlin an einem eisigen Morgen den ersten Austrieb der Winterlinge entdeckt haben (Abb. 2). Kurz danach erreichten uns Meldungen aus Klimabeeten in Berlin (27.11.) und in Leipzig (26.11.).

Tulpenaustrieb Winterlingaustrieb

 Abb. 1: Austrieb der Tulpe am 30.11.22 im Botanischen Garten Berlin.

Abb. 2: Austrieb des Winterlings am 22.11.23 im Botanischen Garten Berlin. Die linke Knospe ist hier leider abgebrochen.

Natürlich sind auch wir neugierig, was sich in der ersten Dezemberhälfte auf den Beeten getan hat, besonders seit der Schnee wieder geschmolzen ist. Wir müssen uns hier bis zum nächsten Datenexport am Jahresende gedulden und halten Sie dann natürlich auf dem Laufenden. Einen Überblick der Austriebe für unsere beiden Frühjahrsblüher in der letzten Saison haben wir in einer kleinen Tabelle zusammengefasst:

Austrieb der Wilden Tulpe im Winter 2022/23

(Stand: 30.11.2023)

   Frühester erster Austrieb Mittlerer erster Austrieb
Berlin  11.11.2022 6.1.2023
Halle  27.11.2022 1.1.2023
Jena  30.11.2022 4.1.2023
Leipzig  22.11.2022 29.12.2022
Anzahl der Austriebe bis Ende 2022  30
Winter 2023/24: Anzahl der Austriebe bisher  0
 

Austrieb des Winterlings im Winter 2022/23

(Stand: 30.11.2023)

   Frühester erster Austrieb Mittlerer erster Austrieb
Berlin 26.12.2022 (dieses Jahr schon am 22.11.2023!) 1.2.2023
Halle  24.12.2022 22.1.2023
Jena  2.1.2023 29.1.2023
Leipzig 8.12.2022 (dieses Jahr schon am 26.11.2023!) 30.1.2023
Anzahl der Austriebe bis Ende 2022  8
Winter 2023/24: Anzahl der Austriebe bisher
 3
 
Tulpenblüte Winterlingblüte

Abb. 3: Hier öffnen die Wilden Tulpen am 19.4.2023 im Botanischen Garten Berlin gerade ihre Blüten, etwa 4,5 Monate nach dem Austrieb am 30.11.2022.

Abb. 4: Im vergangenen Jahr blühten die Winterlinge im Botanischen Garten schon am 1.2.2023, nur einen Monat nach dem Austrieb am 5.1.2023. Hier sehen die Blüten wegen des Regens noch geschlossen aus, sind aber voll entwickelt und gelten somit als geöffnet.

Wie auf dem oberen Bild zu sehen ist, erscheinen die Blüten der Winterlinge zusammen mit dem ersten Trieb. Das sind genau genommen zunächst nur die Hochblätter, die wie ein Kelch die Blüten umrahmen, die "richtigen" Laubblätter erscheinen erst ein paar Wochen später. Wir hoffen natürlich alle, dass die Winterlinge im zweiten Projektjahr in den meisten Klimabeeten auch ihre Blüten zeigen. In der letzten Saison haben sie in 65 % der Beete gar nicht geblüht.

Je nach Wetter können sie auch einige Woche in Knospenlage verharren und breiten erst an Sonnentagen im Januar ihre Blütenblätter richtig aus und sind bereit für ihre Bestäuber. Bei Kälteeinbrüchen können sie sich jederzeit wieder schließen und fungieren damit auch manchmal als Schutz für kleine Insekten, die sich von den Blütenblättern quasi einschließen lassen bis die Temperaturen wieder angenehmer und die wechselwarmen Tiere wieder bewegungsfähig sind. Achtung beim Monitoring: Wenn Narben und Staubblätter entwickelt sind, gelten die Blüten als geöffnet, auch wenn sich die gelben Blütenblätter als Kältschutz wieder über ihnen zusammengeneigt haben (Abb. 4, 6). Winterlinge vermehren sich übrigens auch vegetativ sehr gut, so dass sie gar nicht auf Bestäuber angewiesen sind, auch die Möglichkeit der Selbstbestäubung sichert den Fortbestand dieser Art.

Die Wilden Tulpen verfolgen eine völlig andere Strategie: Hier lassen die Blüten auf sich warten bis im April tatsächlich der Frühling eingekehrt ist und eine Vielzahl potentieller Bestäuber unterwegs ist (Abb. 3, 5).

Hier eine Zusammenfassung des Blühbeginns im Frühjahr 2023 für beide Arten:

Blühbeginn der Wilde Tulpe 2023
  Frühster Blühbeginn Mittlerer Blühbeginn
Berlin 9.4.2023 21.4.2023
Halle 15.4.2023 16.4.2023
Jena 12.4.2023 18.4.2023
Leipzig 6.4.2023  13.4.2023
 
Blühbeginn des Winterlings 2023
  Frühster Blühbeginn Mittlerer Blühbeginn
Berlin  7.1.2023  30.1.2023
Halle  14.1.2023  28.1.2023
Jena  19.1.2023  3.2.2023
Leipzig  11.1.2023  5.2.2023
 
Tulpenblüte Winterlingblüte
Abb. 5: Eine Woche später, am 26.4.23, sind die Blühblätter voll gefärbt. Abb. 6: 6.2.23: Schnee und Eis können den Blüten der Winterlinge zwar nichts anhaben, bestäubt werden sie bei dieser Witterung aber auch nicht.

 

Fotos: Wayne Schmitt und Birgit Nordt

Im November denken viele von uns vielleicht nicht an Waldbrände, aber ein Blick auf eine Waldbrandkarte zeigt, dass sie auch in dieser Jahreszeit Flächen wichtiger Waldökosysteme zerstören. In Westaustralien zum Beispiel erleben sie gerade eine ungewöhnliche Hitzewelle und ein Waldbrand hat letzte Woche mehrere Häuser und 1500 Hektar zerstört. In diesem Artikel berichtet unser studentischer Mitarbeiter Tim Kortekamp über die Folgen von Waldbränden für Wälder und Forsten. Über einige Links können Sie auch selbst verfolgen, wo es jetzt brennt.

Obwohl es in unseren Gefilden so langsam kälter wird und wir bei Schnee und Regen zumeist nicht mehr an den heißen Sommer denken, so sind doch auch in diesem Jahr wieder Waldbrände aufgetreten. Wir haben von Bränden in Griechenland und Portugal in den Nachrichten gehört, letztes Jahr brannte es in der Sächsischen Schweiz und Brandenburg hatte 2022 bundesweit die meisten Waldbrände zu verzeichnen. Durchschnittlich verbrennen jedes Jahr in Deutschland 847 Hektar Waldfläche. 2020, 2021 und 2023 waren Jahre mit deutlich geringeren Verlusten, wobei 2022 mit über 3.000 Hektar ein überdurchschnittliches Waldbrandjahr war.

Unter folgendem Link finden Sie die aktuelle Lage im EFFIS – dem Europäischen Waldbrand-Informationssystem: → https://effis.jrc.ec.europa.eu/apps/effis_current_situation/

  • aktivieren Sie unter „ACTIVE FIRES“ die Kästechen „MODIS“ und „VIIRS“ (das sind verschiedene Quellen), um aktuelle Waldbrände bzw. Wildfeuer anzuzeigen
  • aktivieren Sie „FIRE DANGER FORECAST“, um die aktuelle Feuerwetter-Vorhersage anzuzeigen

Auch gerade finden sich noch aktive Feuer. Besonders im Mittelmeerraum an der spanischen Küste, dem Atlasgebirge und in Anatolien sowie den griechischen Inseln. Oder schauen Sie außerhalb Europas, z.B. im Norden Brasiliens, in der Sahelzone oder an Australiens Westküste Nähe Perth.

EFFIS forecast 2023 08 11
EFFIS-Karte mit Wildfeuern der letzten 7 Tage (bis 28.11.2023)

Die selbe Karte, mit Überlagerung der Feuerwetter-Vorhersage für Kalenderwoche 33 (Mitte August 2023)

→ grün = geringe Wildbrandgefahr

→ orange bis rot = hohe Wildbrandgefahr

Quelle: Europäisches Waldbrandinformationssystem (Europäische Kommission/Copernicus)

(Grundkarte: © MapTiler © OpenStreetMap contributors)

Ein klimaresistenter Wald ist mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen. Im gesunden Zustand verfügen Wälder über eine Anpassungsfähigkeit an Temperaturschwankungen, sich ändernde Niederschlagsmuster und andere Umweltbelastungen und sichern gleichzeitig das Überleben der dort lebenden Flora und Fauna. Millionen von Kleinstlebewesen, tausende von Insekten und eine große Fülle weiterer Tiere ist auf die Bereitstellung von Nahrung, Lebensraum und Schutz durch den Wald angewiesen. Durch schnelle Änderungen im Mikroklima oder in der Zusammensetzung des Waldes durch Zerstörung kann die Bereitstellung dieser Funktionen beeinträchtigt werden.

In einer Welt, in der wir und die Natur mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben, stellen Wälder und Forsten wichtige ökologische Funktionen bereit und wirken als ökologische Puffer. Daher ist es im Hinblick auf das sich ändernde Klima und zukünftige klimatische Extremereignisse wichtig unsere Wälder und Forsten klimaresilient umzubauen und für die Zukunft fit zu machen.

Durch das Verbrennen organischer Materie lebender Bäumen sowie von Totholz wird in den Pflanzenzellen gebundener Kohlenstoff in Form von CO2 freigesetzt. Damit verliert der Wald seine Funktion als Kohlenstoffsenke und das einst gespeicherte Kohlenstoffdioxid gelangt wieder in die Atmosphäre, wo es den Treibhauseffekt bewirkt.

In diesem Zusammenhang stehen Waldbrände als besonders im Sommer auftretende Extremereignisse im Mittelpunkt. Sie bewirken tiefgreifende Veränderungen in den Waldökosystemen. Waldbrände verändern die Phänologie und das Mikroklima der Wälder und stören so ihr Gleichgewicht. Die bei Waldbränden entstehende Hitze kann den Zeitpunkt des Austriebs, der Blüte und des Seneszenzbeginns der Blätter erheblich beeinflussen und damit den gesamten Lebenszyklus der Bäume und auch krautiger Arten am Boden beeinträchtigen.

Waldbrand Paulsdorfer Heide Luarpixel CC4.0

Schäden nach einem Waldbrand in der Nähe von Perth (Australien), 2022

Bild: Wikimedia-Commons-Nutzer Calistemon, CC 4.0

Ca. 30 m2 verbrannte Humusauflage und bodennahe Vegetation in der Paulsdorfer Heide (Erzgebirge), 2018

Bild: Wikimedia-Commons-Nutzer Luarpixel, CC 4.0

Waldbrände können ein Phänomen verursachen, das als „feuerinduzierter Knospenaufbruch (fire-induced bud break)“ bekannt ist. Falls angelegte Knospen nicht in einem Feuer verbrennen, so kann die Hitze eines Feuers schlafende Knospen dazu anregen, früher als gewöhnlich auszutreiben, was zu einer Vorverschiebung des Zeitpunkts des Frühjahrswachstums führt. Dies kann zwar zunächst eine rasche Verjüngung fördern, setzt das neue Wachstum aber auch möglichen Spätfrösten aus und macht junge Triebe so anfällig für Frostschäden. Dieser Effekt tritt vor allem bei früh im Jahr auftretenden Bränden auf.

Das Mikroklima innerhalb eines Waldes spielt eine entscheidende Rolle für seine Widerstandsfähigkeit. Waldbrände können das Mikroklima verändern, indem sie die Struktur und Zusammensetzung der Vegetation und des Bodens verändern. Z.B. durch den Verlust von Bäumen und bodennaher Vegetation gelangt das Sonnenlicht direkter auf den Waldboden, was zu höheren Temperaturen und geringerer Feuchtigkeit führt. Genauso kann die Erosion durch das Fehlen von Pflanzenwurzeln nach Bränden verstärkt werden. Diese Veränderungen können sich auf den Feuchtigkeitshaushalt des Bodens und den Nährstoffkreislauf auswirken und so die Waldgesundheit negativ beeinträchtigen. Junge und lichte Waldbestände mit dichtem Unterwuchs sind daher besonders gefährdet.

In Deutschland ist besonders Brandenburg für Waldbrände anfällig, da die vorherrschenden lockeren sandigen Böden wenig Feuchtigkeit speichern können. Dazu kommt, dass die abgefallenen harzreichen Nadeln der Kiefer, welche 70 % des Brandenburger Waldbestandes ausmacht, wie Zunder wirken können. Wälder mit einer großen Artenvielfalt sind besser gerüstet, um Extremereignissen zu trotzen. Biodiverse Ökosysteme können sich von Störungen schneller erholen als Monokulturen. Durch die Erhaltung einheimischer Arten und die Förderung der Naturverjüngung wird die Widerstandsfähigkeit unserer Wälder gestärkt und die negativen Auswirkungen der veränderten Phänologie und des veränderten Mikroklimas nach Waldbränden abgemildert. Neben der Widerstandsfähigkeit gegenüber abiotischen/klimatischen Einflüssen, bedeuten gesunde Wälder auch eine geringere Anfälligkeit für biotische Schaderreger wie den Borkenkäfer.

Die Wiederaufforstung mit neuen Arten nach Kahlschlag oder Waldbränden, sowohl heimischen Arten als auch gebietsfremden Arten kann als Mittel dienen unsere Wälder und Forsten bereit für die Zukunft zu machen. Durch sich ändernde klimatische Begebenheiten kann sich die ökologische Nische an einem Standort verändern und so bestimmte Baumarten gegenüber Bränden bzw. Trockenheit stärker anfällig werden. Beispielsweise werden in Bayern vermehrt Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Tannen (Abies) gepflanzt, welche mit ihren tiefen Wurzeln weniger anfällig gegenüber der Sommertrockenheit sind als die traditionell gepflanzten flachwurzelnden Fichten. Andere nichtheimische Baumarten, welche in Deutschland immer bedeutender werden, sind z.B. die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) aus Nordamerika und die Japanische Lärche (Larix kaempferi), welche schon auf 1,7 % bzw. 0,7 % der deutschen Wald- und Forstflächen wachsen.

→ Weitere Informationen zu „Gastbaumarten“ finden Sie bei der Bayerischen Forstverwaltung: https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/a96_ges_barrfr_gesch.pdf

In Deutschland haben die Folgen von Borkenkäferausbrüchen und Waldbränden die Bedeutung einer klimaresistenten Waldbewirtschaftung deutlich gemacht. Bei der Wiederaufforstung arbeiten Behörden und Kommunen zusammen und fördern den Anbau von Mischbeständen und einer Vielzahl von Baumarten, um auch im Anblick des sich ändernden Klimas für zukunftssichere Wälder zu sorgen.

Weitere Quellen und interessante Artikel:

Waldbrandgefahr-Index des DWD (nur von März bis Oktober): https://www.dwd.de/DE/leistungen/waldbrandgef/waldbrandgef.html

Statistiken zu Waldbränden in Deutschland: https://www.bmel-statistik.de/forst-holz/waldbrandstatistik/

Statistiken zu Waldbränden in der Europäischen Union: https://effis.jrc.ec.europa.eu/apps/effis.statistics/estimates

FIRMS-Feuerinformationssystem der NASA (mit mehr Einstellmöglichkeiten als EFFIS): https://firms.modaps.eosdis.nasa.gov/map/

Hirschberger et al., 2016: Forests ablaze - Causes and effects of global forest fires: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Study-Forests-Ablaze.pdf

Roces-Díaz et al., 2021: A global synthesis of fire effects on ecosystem services of forests and woodlands: https://doi.org/10.1002/fee.2349

 

Text: Tim Kortekamp

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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