01.02.2024 – Phänologische Highlights im Botanischen Garten Halle

Im Januar haben wir Sie auf einen Rundgang durch den Botanischen Garten Berlin mitgenommen, um Ihnen einige winterliche phänologische Aspekte zu zeigen. Im Februar geht es weiter mit einem Bericht von Robin Pelzer, studentische Hilfskraft in Halle, über die aktuelle Phänologie im dortigen Botanischen Garten. Er zeigt Ihnen, was gerade im Garten austreibt, welche Pflanzen schon blühen, welche Pflanzen bereits Früchte bilden und ein paar phänologische Entwicklungen, bei denen man genau hinschauen muss, um die Veränderungen zu erkennen. Lassen Sie sich inspirieren, die Entwicklungsstadien in Ihrem eigenen Klimabeet und Garten zu suchen.

Auch wenn das Jahr noch jung ist und der überwiegende Teil der Pflanzenwelt noch in Winterruhe zu sein scheint, können auf den zweiten oder dritten Blick phänologische Frühlingsboten ausgemacht werden.

Austrieb

Von links nach rechts, oben nach unten: Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum)Kugelprimel (Primula denticulata), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Weißer Affodill (Asphodelus albus), Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris), Waldmeister (Galium odoratum)

Während einige Arten der Schneeglöckchen (Galanthus) bereits blühen, ist beim Märzenbecher, auch Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum) genannt, bislang nur der Austrieb mit beginnender Blattentfaltung zu sehen. Auch deren Schwesternart, die hier nicht gezeigte Sommer-Knotenblume, die im Gegensatz zum Märzenbecher mehrere Blüten pro Blütenstand ausbildet, treibt aus.

Neben den Zwiebelpflanzen, deren unterirdische Überdauerungsorgane nährstoffspeichernde verdickte Niederblätter sind, zeigen auch Rhizompflanzen ihr erstes Grün, wie z.B. die Kugelprimel (Primula denticulata), die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), der Weiße Affodill (Asphodelus albus), die Gemeine Akelei (Aquilegia vulgarissowie der Waldmeister (Galium odoratum). Die genannten Pflanzen haben im Gegensatz zu den Zwiebelpflanzen eine unterirdische verdickte Sprossachse als Überdauerungsorgan ausgebildet, welche auch als Rhizom bezeichnet werden kann.

Blüte

Von links nach rechts, oben nach unten: Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus), Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris)Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox), Beals Mahonie (Mahonia bealei)

Natürlich sollen im Frühjahr farbenfrohe Blüten nicht fehlen! Insbesondere die insektenbestäubten Blüten fallen dabei ins Auge. So präsentieren bereits der Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus), die Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris), die Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox) und die Beals Mahonie (Mahonia bealei) ihre Blüten den Insekten.

Winterling (Eranthis hyemalis)

Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)

Laubholz-Mistel (Viscum album)

Augenfällig sind die trichterförmigen Gebilde in der Blüte des Winterlings (Eranthis hyemalis), die gleichmäßig um die Staubblätter angeordnet sind. Dabei handelt sich um Nektarblätter, die sich evolutionär aus Kron- oder Staubblättern entwickelt haben und reichlich Nektar anbieten. Diese Form der Nektarblätter ist typisch für die Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), zu denen ebenso die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) geordnet wird. Auch sie lockt mit Nektarblättern, allerdings versteckt unter den glockig angeordneten Blütenhüllblättern. Eine weniger auffällige insektenbestäubte Pflanzenart ist die Laubholz-Mistel (Viscum album), deren Blüte auf dem Bild am Aufbrechen ist. Misteln (Viscum) sind verholzende Halbschmarotzerpflanzen – anstatt der Wurzeln verfügen die photosynthetisch aktiven Pflanzen über spezielle Organe, sogenannte Haustorien, mit deren Hilfe sie den Wasserstrom des Wirtsbaums anzapfen und dem Wirtsbaum Nährstoffe entziehen können. Da sie normalerweise auf Ästen in hohen Baumkronen zu finden sind, ist es eine Seltenheit, sie so nah betrachten zu können.

 Japanische Erle (Alnus japonica)

Links: Männliche Kätzchen, Rechts: Weibliche Blüte

Nootka-Scheinzypresse (Xanthocyparis nootkatensis)

Ein wenig schwerer machen es uns die windbestäubten Pflanzenarten. Während die blühenden männlichen Kätzchen der Japanischen Erle (Alnus japonica) gut sichtbar sind, muss bei den weiblichen Blüten genauer hingeschaut werden. Der Größenunterschied ist auf dem Bild sehr gut zu erkennen. Rötlich ragen dem weiblichen Blütenstand die Blütennarben heraus, um Pollen aufzufangen.

Wie alle Koniferen verlässt sich auch die Nootka-Scheinzypresse (Xanthocyparis nootkatensis) bei der Bestäubung auf den Wind. Das Bild zeigt die aufquellenden männlichen Blütenzapfen, die zahlreich an den Enden von Trieben zu finden sind.

Erste Fruchtbildung

Großblütiges Schneeglöckchen (Galanthus elwesii)

Es ist bekannt, dass Schneeglöckchen den Ruf haben, botanische Frühaufsteher im Jahr zu sein. Trotzdem hat es mich überrascht, fortgeschrittene Fruchtbildung an dem Großblütigen Schneeglöckchen (Galanthus elwesii) anzutreffen!


Die Unscheinbaren
Bei einem Besuch des Botanischen Gartens werden meist die größeren Pflanzen mit schönen Blüten und Blättern bewundert. Die kleinen pflanzlichen Bewohner des Botanischen Gartens haben es botanisch aber auch in sich!

Von links nach rechts, oben nach unten: Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata), Weiße Schlauchpflanze (Sarracenia leucophylla), Krebsschere (Stratiotes aloides), Kleine Wasserlinse (Lemna minor)

So entfaltet das Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata) im Januar die kleinen und unscheinbaren Sporenkapseln, wie auf dem Bild gut zu erkennen ist. Währenddessen fängt die Weiße Schlauchpflanze (Sarracenia leucophylla) im Moorbeet an, ihre Fallgrubenfallenblätter zu bilden.

Auch in der Beckenanlage beginnt die neue Vegetationsperiode! So zeigt die Krebsschere (Stratiotes aloides) unter Wasser neue Triebe. Diese werden im Laufe des Jahres mit den Blattspitzen die Wasseroberfläche durchbrechen und im Hebst zum Schutz vor dem Winter auf den Beckenboden zurücksinken.

Eine ähnliche Bewegung im Wasser zeigt die Kleine Wasserlinse (Lemna minor). Nach der Einlagerung von Stärke im Herbst sinkt die kleine Pflanze auf den Gewässergrund und treibt im Frühjahr wieder an die Wasseroberfläche.

Text und Fotos: Robin Pelzer

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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