28.04.2023 – "Klimabäume" in der Stadt

In einem weiteren Beitrag unserer Studierenden hat sich Linda Boockmann mit dem Thema "Klimabäume" auseinandergesetzt. Wayne Schmitt hat sich parallel auf die Suche nach Beispielen für "ungewöhnliche" Straßenbäume in Berlin gemacht und zeigt Ihnen hier einige seiner Photos. Vielleicht sind Ihnen in Ihrer Stadt/ Ihrem Kiez auch schon (Neu-)Pflanzungen eher ungewöhnlicher Arten aufgefallen.

Diesen Monat möchten wir Ihnen die interessante Thematik der „Klimabäume“ vorstellen, auf die uns ein Teilnehmer aufmerksam machte. Wie Sie sicher bereits wissen, spielt der Klimawandel in unserem Projekt „Pflanze KlimaKultur!“ eine zentrale Rolle. Gemeinsam wollen wir herausfinden welchen Einfluss der Klimawandel auf die Phänologie der ausgewählten Pflanzenarten in unseren Gärten hat. Der Klimawandel betrifft dabei aber nicht nur Pflanzen, die wir in unseren Gärten beobachten können, sondern auch diejenigen, die im Stadtbild eine wichtige Position einnehmen; so genannte „Straßenbäume“. Im Sommer spenden sie Schatten, sind ein Zuhause für eine Vielzahl verschiedenster Tiere und machen die graue Stadt ein bisschen grüner. Dennoch haben sie mit den zunehmend schwierigeren Bedingungen zu kämpfen, weswegen bei der Stadtplanung die Wahl immer häufiger auf gebietsfremde, vermeintlich robustere Baumarten fällt anstatt auf die einheimischen Baumarten.

BäumeInNeukölln PlataneInKreuzberg
Birken-Pappel (Populus simonii) und Feld-Ahorn (Acer campestre) in Neukölln versorgen die Füßgänger*innen im Sommer mit Schatten und einer grünen Landschaft.

 Eine Reihe von Platanen (Platanus acerifolia) säumt eine Verkehrsinsel in der Gneisenaustraße.

 Die Blüten der Säulenkirsche (Prunus serrulata 'Amanogawa') im Prenzlauer Berg sind schon eine Sehenswürdigkeit.

Über diese Problematik berichtete auch der NaturGarten e.V. Ihrem Beitrag (s.u.) ist zu entnehmen, dass die Gartenamtleiterkonferenz sowie der Bund deutscher Baumschulen (BdB) eine Liste mit 65 heimischen und gebietsfremden Baumarten erstellten. Die Arten stammen zu großen Teilen aus Süd-Osteuropa, Kleinasien und Nordamerika und sollen besser mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtkommen. Weiterhin wird über eine Überprüfung von 572 Baumarten auf ihre „Klimatauglichkeit“ durch acht deutsche Universitäten und Versuchsanstalten berichtet. Dabei würden diese auf verschiedene Kriterien geprüft werden wie zum Beispiel deren Anfälligkeit gegenüber Schädlingen wie Pilzen, Viren und Blattläusen sowie auch verschiedene Wachstumsparameter. Diese Untersuchung stelle vor allem gebietsfremde Baumarten als besonders geeignet heraus.

Dem entgegen ständen die Empfehlung zahlreicher Wissenschaftler*innen auch den Biodiversitätsaspekt miteinzubeziehen. Nicht allein die Anpassungsfähigkeit gegenüber höheren Temperaturen und weniger Wasservorkommen sollte beachtet werden, sondern auch inwieweit die Baumarten ein Habitat für heimische Insekten, Vögel und Säugetiere bilden. In einer Studie von Gloor et al., 2018 schnitten Baumarten aus Nordamerika und der Götterbaum unter insgesamt 70 Arten bezüglich ihres Biodiversität Indexes am schlechtesten ab. Daraus ergibt sich ein Konflikt zwischen Klimafreundlichkeit vs. Biodiversität für die Wahl der zukünftigen Stadtbäume.

Götterbäume (Ailanthus altissima) wachsen schon auf den Verkehrsinseln in Kreuzberg. Diese invasive Art profitiert vom Klimawandel und hat sich hier spontan angesiedelt. Die Stadt Berlin bekämpft dessen Ausbreitung aktiv

Laut Baumkataster kann man 35 Urweltmammutbäume (Metasequoia glyptostroboides) in Tempelhof-Schöneberg finden. Die sind auf der Liste der ausgewählten "Zukunftsbäume für die Stadt".

Diese neu gepflanzte Silber-Linde (Tilia tomentosa 'Brabant') befindet sich ebenfalls auf der Liste  ausgewählter Zukunftsbäume.

Der NaturGarten e.V erstellte ebenfalls eine Liste mit insgesamt mehr heimischen oder gebietsnahen Baumarten und veröffentlichte diese in NATUR&GARTEN 1/2021. Darüber hinaus wird berichtet, dass nicht nur die Wahl der Baumart eine wichtige Rolle spiele, sondern ebenfalls die Wahl der Pflanzmethode, des Substrates oder des Unterwuchses.

Zusammengefasst ließen sich (auszugsweise) folgende Vorschläge für die Zukunft der Bäume in unseren Städten vermerken:

-          Es sollen verschiedene heimische Arten und Arten aus benachbarten Florenregionen genutzt werden

-          Die Baumart ist abhängig vom Standtort auszuwählen

-          Die Baumscheiben sollten mit Unterpflanzung durch Wildkräutersaat -und Pflanzung versehen werden

Weitere Vorschläge und der volle Beitrag finden sich unter https://naturgarten.org/wissen/2023/03/02/klimabaeume/

Linda Boockmann

Fotos und Bildunterschriften: Wayne Schmitt

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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