12.06.2023 – Hummeln: die „Bienen im Pelz“

In Rahmen unserer Artikelreihe hat unser studentischer Mitarbeiter Robin Pelzer in Halle einen Bericht über Hummeln geschrieben. In diesem Post möchte er über den Lebenszyklus der Hummeln und die Unterschiede zwischen Stadt- und Landhummeln erläutern.

Diesen Bericht möchte ich ganz den Hummeln widmen. Ich werde das Hummelnest im Jahresverlauf erläutern und die Ergebnisse von Studien über Stadthummeln vorstellen.

Sie sind in diesem Frühjahr vielleicht schon einigen besonders großen Hummeln begegnet. Dabei handelt es sich um im vorigen Herbst begattete Jungköniginnen, die die Winterruhe überstanden haben und nun auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz sind. Je nach Hummelart werden Asthöhlen und Vogelnistkästen (z.B. Bombus hypnorum – Baumhummel), oberflächennahe Nischen im Moos und Totholz (z.B. Bombus pratorum – Wiesenhummel, Bilder unten) oder verlassene unterirdische Mäusenester (z.B. Bombus terrestris – dunkle Erdhummel, Bombus lapidarius – Steinhummel) bevorzugt. Als eusoziale Insekten bilden Jungköniginnen Völker, die bei der dunklen Erdhummel bis zu 600 Individuen umfassen können. Ähnlich wie bei der Honigbiene, den Wespen und vielen Ameisenarten umfasst ein solches Volk hauptsächlich sterile Arbeiterinnen, die sich um die Brutpflege, Nahrungssuche, aktive Belüftung des Nestes und den Wabenbau kümmern. Auf dem Höhepunkt des Hummelstaates zwischen Mitte Juli bis Ende August schlüpfen und fliegen männliche Hummeln (Drohnen) und Jungköniginnen aus dem Nest, die sich während des folgenden Hochzeitsfluges fortpflanzen. Während die Drohnen und das Hummelvolk mit Altkönigin im Herbst sterben, suchen die Jungköniginnen ein Winterquartier, um im folgenden Frühjahr einen eigenen Hummelstaat zu gründen.

Wiesenhummel mit 2 Kokons

Wiesenhummel (Bombus pratorum) auf Polsterwolle in einem Nistkasten aus Styropor

Nest der Wiesenhummel (Bombus pratorum) mit zwei Kokons 

Die „Bienen im Pelz“ spielen eine Hauptrolle bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen und verfügen mit ihrer Masse und Kompaktheit über einen Vorteil gegenüber Honigbienen und den meisten anderen Wildbienen (Ja, die Hummel gehört zu den Wildbienen!). Die Hummelexperten Ambros Aichhorn und Eberhard von Hagen verweisen diesbezüglich in ihrem Fachbuch für Hummeln, 6. Auflage, 2014 auf Verschlussblüten wie beispielsweise das Löwenmäulchen, bei dem die Unterlippe der Blüte kräftig nach unten gedrückt werden muss, um an den süßen Nektar zu gelangen. Auch in Ihrem Klimabeet können sich die Hummeln an den etwaigen Blüten erfreuen! Die Projektpflanzen von Pflanze KlimaKultur! wurden unter anderem aufgrund ihrer besonderen Insektenfreundlichkeit ausgewählt. Dabei wurde darauf geachtet, dass zu jeder Jahreszeit in der Vegetationsperiode ein Blütenangebot zur Verfügung steht. Im Botanischen Garten in Halle (Saale) habe ich bereits eifrige Hummeln auf der Duft-Skabiose (Scabiosa canescens), der Wilden Malve (Malva sylvestris), dem Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), dem Echten Eibisch (Althaea officinalis) und dem Winterling (Eranthis hyemalis) beobachtet.

Bezogen auf das Projekt Pflanze KlimaKultur!, welches sich mit dem Lebensraum Stadt auseinandersetzt, sind Vergleiche von Stadthummeln und Hummeln außerhalb der Stadt von besonderem Interesse. So berichtete das Nachrichtenportal t-online am 23.08.2020 über eine Studie der MLU-Halle-Wittenberg und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) mit dem Studienleiter Dr. Panagiotis Theodorou, bei der mehr als 1800 Hummeln der drei häufigsten Arten (Steinhummel – Bombus lapidarius, Ackerhummel – Bombus pascuorum, Dunkle Erdhummel – Bombus terrestris) in neun Großstädten und den ländlichen Umgebungen auf deren Größe untersucht wurden. Zudem ermittelten die Wissenschaftler die Bestäubungsleistungen der Tiere, indem die Häufigkeit des Besuchs der Hummeln auf bewusst gepflanzte Rotkleepflanzen in den Versuchsflächen erfasst wurde. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Hummeln in der Stadt durchschnittlich größer waren als die Hummeln auf dem Land. Die Biologin und Studienteilnehmerin Dr. Antonella Soro von der MLU-Halle-Wittenberg verwies dabei auf die Überlegenheit größerer Hummeln, insofern, dass diese über verbesserte Lernfähigkeiten und über ein größeres Erinnerungsvermögen verfügen würden. Somit seien Stadthummeln imstande, mehr Blüten anzufliegen und mehr Blüten zu bestäuben, so die Forscherin. Die Stadt als Lebensraum hat allerdings ebenso Nachteile, wie der Studienleiter betont. Höhere Temperaturen und starke Fragmentierung des Lebensraumes seien die Herausforderungen für die großen Insekten. (t-online, 23.08.2020) Über die Studien berichtete auch das Wissensmagazin scinexx und beleuchtete die genetischen Analysen der Studie. Mithilfe von Sequenzierungen des Erbgutes von Stadt- und Landhummeln konnten bei Stadthummeln Genveränderungen detektiert werden, die Stoffwechselprozesse und Anpassungsfähigkeit gegenüber Hitze und anderen äußeren Bedingungen betreffen, erläutert Dr. Theodorou. (scinexx, 18.04.2018)

Hummeln sind faszinierende eusoziale Tiere, die eine Hauptrolle bei der Bestäubung der Wild- und Kulturpflanzen spielen und einen interessanten Lebenszyklus aufweisen. Sie sind weder auf dem Land noch in unseren Städten wegzudenken! Trotz ihrer Größe und ihren tiefen Brummtönen sind sie keine bedrohlichen, sondern sehr friedliche Insekten, die nur bei großer Gefahr stechen können und zuvor mit einer Drohgebärde (erhobenes mittleres Bein, Bild unten links) darauf aufmerksam machen. Solange die Hummel nicht gedrückt oder geschubst wird, tritt dieses Verhalten nicht auf. Sie sind daher gut zu beobachtende Wildtiere, denen ich auch aufgrund ihrer Tollpatschigkeit und Hartnäckigkeit gerne zusehe (Aufnahme unten rechts). Die Aufnahme 1 hebt das Thema des kommenden Berichts hervor. In diesem werde ich eigene Erfahrungen mit Hummelnistkästen präsentieren.  

Drohgebärde einer Hummel (mittleres Bein nach oben gestreckt)

 Video: tollpatschige Hummelkönigin, die sich das Einflugloch noch nicht eingeprägt hat

Interessierte können die Artikel über Land- und Stadthummeln über die nachfolgenden Links lesen:

Text und Fotos: Robin Pelzer

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BMBF 252x200
Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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